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JMED-Präkonferenzworkshop

„Partizipationsformen und -potentiale in der medizinethischen Forschung und Lehre“

28. September 2023, 12.30-15.30 Uhr, im Rahmen der AEM Jahrestagung in Halle (Saale)

 

Der diesjähriger Präkonferenzworkshop wird in Kooperation mit Dr. Joschka Haltaufderheide (Potsdam), Dr. Ruben A. Sakowski (Göttingen) als geschlossenes Format für 20 Teilnehmer*innen angeboten und richtet sich insbesondere an Post-Docs und fortgeschrittene Promovierende. Anmelden könnt ihr euch über das Anmeldeportal der AEM:

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Partizipation ist nicht nur ein Thema meta-ethischer Reflexion, sondern verändert zusehends auch die Arbeitsweisen und den Forschungsalltag von Medizinethiker*innen. Wie auch in anderen Geistes- und Gesellschaftswissenschaften werden in der medizinethischen Forschung und Lehre zunehmend partizipative Methoden gefordert. Das pandemiebedingte Ausweichen auf digitale Lehrformate und Forschungsdesigns hat vielerorts zur Einsicht beigetragen, dass wirkliche Partizipation mehr ist als bloße Beteiligung und Einbeziehung von Interessenvertretern. Gelingende Partizipationsprozesse erfordern auch spezifische Kompetenzen bei denen, die diese Prozesse organisieren.

Ausgehend von diesen Entwicklungen möchten wir mit dem Workshop eine Einführung in die Chancen und Limitationen partizipativer Prozesse in der Medizinethik geben und damit zur Kompetenzförderung von Nachwuchswissenschaftler*innen beitragen. Nach einer kurzen Einführung  werden an zwei moderierten Thementischen Erfahrungen im Bereich 1) partizipativer Ansätze in der medizinethischen Forschung und 2) des forschenden Lernens in der Medizinethik  ausgetauscht. Im Anschluss an die Gruppenarbeiten sollen die Ergebnisse der jeweiligen Tische gemeinsam im Plenum diskutiert und Erfolgsmodelle zum Einsatz partizipativer Methoden in der Medizinethik identifiziert werden.

 

Tisch 1 (Forschung): Partizipative Ansätze in der Forschung haben eine Doppelfunktion. Sie sind zugleich Beteiligungsprozesse mit einem impliziten oder expliziten Mitspracheversprechen wie auch Erhebungsverfahren (kollektiver) Entscheidungsfindung. Die Bandbreite partizipativer Ansätze ist dabei groß und reicht von der Beisteuerung von Daten zum Zweck der Forschung über aktive citizen science und deliberative Diskursverfahren bis hin zu selbstorganisierten Bürgergremien. Gegenstand der partizipativen Entscheidungsfindung kann dabei auch das Forschungsvorgehen selbst sein, was besondere Anforderungen an die Flexibilität der Forschenden stellt. Wir möchten in diesem Teil des Workshops einen Überblick über verschiedene Beteiligungsverfahren geben, praktische Fallstricke bei der Durchführung partizipativer Forschungsvorhaben ansprechen und einen Überblick über die Fachdebatte bezüglich Rekrutierung, Inklusion, sowie des politischen Einflusses von forschungsgetriebenen Beteiligungsvorhaben bieten. Wir konzentrieren uns dabei insbesondere auf die Erfahrungen, die wir in der Konzeption und Durchführung zweier partizipativer Online-Bürgerprojekte an der Universitätsmedizin Göttingen sammeln konnten.

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Tisch 2 (Lehre): Forschendes Lernen ist ein didaktisches Prinzip, das den Erwerb von Fach- und Forschungskompetenzen durch aktive Teilhabe an typischen Schritten eines Forschungsprozesses ermöglicht. Lernende durchlaufen dabei unter Begleitung von Lehrenden die Schritte eines Forschungsprozesses und generieren Ergebnisse, die den Kriterien eines fachlichen Beitrages genügen. Das Prinzip der begleiteten Teilhabe erlaubt es Lernenden, essentielle Forschungskompetenzen auf Grundlage ihrer Erfahrung zu generieren oder zu erweitern.

 

Forschendes Lernen bietet für die Medizinethik große Potenziale. Im Rahmen klassischer Lehranordnungen kann es beispielsweise in Seminaren, Workshops oder in der Betreuung von Qualifikationsarbeiten angewendet werden. Im Bereich der partizipativen Forschung ermöglicht es jedoch auch vollkommen neue Ansätze, die besonders auf eine Ermächtigung zur Forschung bspw. durch unterrepräsentierte oder marginalisierte Gruppen zielen können. Im Rahmen der gemeinsamen Arbeit soll diese Idee entwickelt und kritisch diskutiert werden. In einem ersten Schritt wird hierzu ein kurzer Überblick über die Grundlagen des Forschenden Lernens erarbeitet. Im zweiten Schritt wird entlang praktischer Gestaltungsbeispiele ein Szenario entworfen. Im dritten Schritt erarbeiten die Teilnehmenden im Rekurs auf gängige Stufenmodelle der partizipativen Forschung eine Einordnung und kritische Würdigung des entworfenen Szenarios. Dabei werden relevante Ähnlichkeiten und Unterschiede herausgearbeitet und das Forschende Lernen unter dem Blickwinkel seines Potenzials zur Ermächtigung zur Forschung diskutiert.

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Wir freuen uns auf spannende Diskussionen

Florian Funer, Anna Hirsch, Regina Müller, Nadia Primc, Robert Ranisch, Nele Röttger, Frank Ursin

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